Rechte Hetze benennen – Stellungnahme zu den rassistischen und frauenfeindlichen Angriffen auf zwei HU Studentinnen

Der Vorfall
Nachdem zwei Studentinnen der HU Kritik am HU-Professor Jörg Baberowski geäußert hatten¹, beleidigte dieser sie in einem Facebook-Post als “unfassbar dumm” und “linksextremistische Fanatiker”². Kurz darauf sahen sich die beiden mit massiven rassistischen und frauenfeindlichen Anfeindungen konfrontiert, tauchten mitsamt Bildeinträgen auf rechtsradikalen Watchblogs auf und erhielten massive Drohungen. Dass diese Folgen als Reaktion auf den Post kein Zufall sind, lässt sich verstehen, wenn wir einen Blick auf die Person Baberowski und ihr politisches Umfeld werfen.
Hintergrund: Jörg Baberowski und sein Umfeld
Jörg Baberowski schreibt regelmäßig für die Feuilletons überregionaler Zeitungen und tritt ebenso häufig als Talkshowgast und Interviewpartner im Fernsehen auf. Dabei spricht der Historiker Baberowski über weit mehr als Geschichte und bedient in seinen Äußerungen nicht selten rechtspopulistische Denkfiguren. Er hat sich eine große Öffentlichkeit geschaffen und nutzt diese politisch. So echauffierte er sich beispielsweise 2015 in einem Artikel in der FAZ, Deutschland gebe seine “nationale Souveränität auf” und überlasse “es illegalen Einwanderern, darüber zu entscheiden, wer kommen und wer bleiben darf”³. In einem Interview für den Sender 3Sat behauptet er, dass das Anzünden von Flüchtlingsheimen zwar abzulehnen, im Vergleich zu den Problemen, die durch die Masseneinwanderung entstünden aber eher harmlos sei.
Berührungsängste mit rechtsradikalen Positionen dürfte er als Vortragender in der Bibliothek des Konservatismus (BdK) dabei nicht haben. Diese ist Knotenpunkt im institutionellen Netzwerk der Neuen Rechten in Deutschland von der AfD bis zur Identitären Bewegung und dem Antaios Verlag Götz Kubitscheks.
Wer sich in diesen Kreisen bewegt, muss um das enorme Gewalt- und Mobilisierungspotenzial der eigenen Anhänger*innenschaft und seinen Einfluss auf selbige wissen. Dass der Post mittlerweile gelöscht ist und Baberowski sich als unschuldig präsentiert, passt dabei ins Bild und ist ein weiteres Beispiel für eine beliebte Strategie rechter Aktivist*innen: Erst wird eine radikale und/oder menschenfeindliche Aussage getätigt, die dann als Reaktion auf das kalkulierte Medienecho wieder zurückgenommen oder relativiert wird. Der Schaden für die angegriffenen Gruppen oder Einzelpersonen ist aber längst irreparabel.
Die Folgen des mittlerweile gelöschten Facebook-Posts waren also, wenn nicht kalkuliert, so wenigstens vorhersehbar. Damit ist Baberowski für sie wenigstens mitverantwortlich. Angesichts des Hasses und der Morddrohungen, mit denen zivilgesellschaftlich Aktive gegenwärtig leben müssen, der mitunter tödlichen Anschläge auf Politiker*innen oder migrantische Personen und drei Landtagswahlen mit Rekordergebnissen für den AfD-Flügel um Björn Höcke sollte außerdem Allen klar sein, wie ernst zu nehmen die Hetze ist, der unsere Kommilitoninnen ausgesetzt wurden. Deswegen lautet unser Aufruf:
Hinschauen und positionieren!
Die HU präsentiert sich indes gerne als zivilgesellschaftliche Instanz zur Verteidigung von Freiheit, Toleranz und Menschenrechten. Umso besorgniserregender finden wir – studentische Gruppen, Fachschaftsräte und -initiativen – die Reaktion des Präsidiums auf Verletzungen dieser Prinzipien durch hochrangige Angehörige der Universität. Statt das Handeln Baberowskis als reale Gefahr, nicht nur für die betroffenen Personen, sondern für  alle diejenigen zu benennen, die diese Universität im Sinne von Toleranz und Menschenfreundlichkeit mitgestalten wollen, forderte die Unileitung explizit alle Beteiligten zum argumentativen Streit auf. Nicht nur setzt sie so Hetze mit inhaltlicher Kritik gleich, vor allem wird sie dem eigenen Anspruch nicht gerecht, die oben genannten Werte zu achten und zu schützen.
Wir sagen klar: 
Wir dulden nicht, dass Angehörige dieser Universität Studierende rassistischer und frauenfeindlicher  Hetze im Netz preisgeben.
Wir dulden nicht, dass Professor*innen ihre Titel dafür nutzen, menschenfeindliche Positionen salonfähig  zu machen. 
Wir dulden kein Universitätspräsidium, das es unterlässt, seine eigenen Studierenden vor rechter Hetze zu schützen und die an dieser Hetze Beteiligten beim Namen zu nennen. 
Einer dieser Namen ist Jörg Baberowski. Wir fordern von der HU-Leitung: Distanzieren Sie sich, ziehen Sie die Konsequenzen! 
Euch als Kommiliton*innen und Mitglieder dieser Zivilgesellschaft möchten wir auffordern, nicht wegzuschauen und euch zu positionieren. Gebt Menschenfeindlichkeit keinen Raum, auch nicht an der HU!
Unterstützer*innen:
arbeitskreis kritischer jurist*innen hu berlin
humboldt universität undogmatische linke studierende
Juso-Hochschulgruppe HU Berlin
FAU Betriebsgruppe HU Berlin
FRIV (Fachschaftsräte und -initiativenversammlung)
FSI Erziehungswissenschaften
FSI Gebärdensprache
FSI Gender Studies
FSI Grundschullehramt
FSI Philosophie
FSI Physik
FSI Psychologie
FSI Rehabilitationswissenschaften
FSR Gesundheitswissenschaften und Health Professions Education
FSR Kunst- und Bildgeschichte
FSR Mathematik
FSR Sozialwissenschaften
Kritische Mediziner*innen
Kritische Orientierungswochen an der HU Berlin
Medical Students for Choice Berlin
Naturfreundejugend HU Berlin
Risse im Asphalt (RIA)
SDS HU Berlin
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